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Anbau und Pflege von Beerenobst im Hausgarten

Anbau und Pflege von Beerenobst im Hausgarten

Unter Beerenobst versteht man in der Praxis – nicht in der Botanik – alle Obstarten mit kleinen Früchten, die nicht als Baumobst klassifiziert werden können. Damit ihr Anbau gelingt, ist es notwendig, einige Grundlagen zu Herkunft und Ansprüchen von Beerenobstarten, Bodenbearbeitung, Düngung, Pflanzung, Erziehung, Pflege und Pflanzenschutz zu kennen. Darüber hinaus ist das Wissen über geeignete Sorten eine wichtige Voraussetzung für den erfolgreichen Anbau.

Gründe für den Anbau

  • Vielseitige Verwertbarkeit in Form von Frischverzehr, Saft- und Likörherstellung, Konservierung (Tiefgefrieren, Einkochen, Fruchtaufstriche, Gelees und Grützen).
  • Hoher Gesundheitswert des Beerenobstes: günstiger Gehalt an Mineralstoffen, Zuckern, organischen Säuren, Vitaminen und sekundären Pflanzeninhaltsstoffen. Durch Rohverzehr kommen die wertgebenden Inhaltsstoffe dem Körper voll zugute.
  • Erste Ernte schon im Jahr der Pflanzung oder im Folgejahr.
  • Lange Ernteperiode: ab Ende Mai Erdbeeren, dann Johannis-, Stachel- und Jostabeeren sowie Sommerhimbeeren (jeweils Ende Juni bis Ende Juli). Herbsthimbeeren und Brombeeren im August und September.
  • Keine Qualitätsminderung wegen Transport und kaum Lagerungsverluste, da Beerenobst nach der Ernte schnell gegessen oder verwertet wird.
  • Robuste Arten mit toleranten Sorten ermöglichen eine Kultur ohne chemischen Pflanzenschutz: „Gesundes Obst von gesunden Sträuchern essen!“.
  • Wegen des geringen Platzbedarfs sind mehrere Beerensträucher selbst in kleinen Gärten möglich.
  • Große ökologische Bedeutung von Beerenobst als Nahrungsquelle für viele Insekten sowie andere Tiere.
  • Bedeutung der Beerensträucher als Gestaltungselement: Trennpflanzung im Garten, Abgrenzung zu Nachbarn, Begrünung vor Wänden.
  • Einbindung von Erdbeeren in die Fruchtfolge des Gemüsegartens.
  • Geldersparnis durch verminderten Obstzukauf.
  • Freude und Genuss am selbst produzierten Beerenobst und der damit verbundenen Gartenarbeit.

Ursprünglicher Standort der Beerenobstarten

Die meisten Beerenobstarten stammen ursprünglich aus Auen-, Schlucht- oder lichten Laubwäldern, von Waldlichtungen, Waldrändern, aus Hecken oder Gebüschen. Deshalb bevorzugen sie lockere, nicht zu Staunässe neigende, humose, nährstoffreiche Böden. Dieses Wissen um Herkunft und Standort sowie die damit verbundenen Ansprüche liefern die Basis für die Kultivierung von Beerenobst im Garten.

Ökologische Bedeutung des Beerenobstes

Neben den eingangs erwähnten unmittelbaren Vorteilen für den Menschen haben viele Beerenobstarten eine große ökologische Bedeutung, die sich an der Vielzahl der darauf lebenden Tierarten erkennen lässt. Dass sich darunter auch einige aus Gärtnersicht „unerwünschte“ Tiere befinden, darf die wichtige Funktion des Beerenobstes im gesamtökologischen Zusammenhang des Gartens nicht in Frage stellen, sondern ist vielmehr ein lebendiger Beweis für das komplexe Zusammenspiel verschiedenster Lebewesen im Naturhaushalt. Als Bienennährgehölze sind sie u. a. besonders wichtig, weil einige vor (z. B. Johannis-, Stachelbeere) oder nach (Him- und Brombeere) der Haupttracht von Apfel, Kirsche, Zwetschge blühen.

Allgemeine Kulturhinweise

Bodenvorbereitung

Die Bodenvorbereitung ist von grundlegender Bedeutung. Eine tief gehende Bodenbearbeitung darf nur vor der Neuanlage von Pflanzungen erfolgen. Spätere Bearbeitungsmaßnahmen müssen sich auf die Bodenoberfläche beschränken. Der erste Schritt vor einer Neupflanzung ist deshalb eine gründliche, tiefe Lockerung des Standorts, v. a. in Neubaugebieten. Nicht beseitigte Bodenverdichtungen können nach einigen Jahren Kümmerwuchs, Ertrags- und Qualitätseinbußen sowie durch Staunässe begünstigten Pilzbefall hervorrufen.

Bodenpflege und Düngungsmaßnahmen

Die spätere Bodenpflege und Düngung umfasst flaches Hacken und die Ausbringung organischer Materialien wie Kompost, Grasschnitt (angewelkt und dünn ausgelegt), Laub, Stroh oder Rinde. Die drei letztgenannten können als Mulch ausgebracht werden, reifer Kompost und Grasschnitt liefern darüber hinaus wesentliche Mengen an Nährstoffen, die als Düngung angerechnet werden müssen.

 

Eine Mulchauflage schützt den Boden vor Austrocknung und fördert das Bodenleben.

 

Stickstoff, der weitgehend in organisch gebundener Form vorliegt, kann extra gedüngt werden (z. B. mit Hornmehl, Hornspänen), wenn das Wachstum unzureichend ist.

Pflanzung

Die bevorzugte Pflanzzeit ist der Herbst (Oktober, November) und das zeitige Frühjahr (März, April). Dies gilt besonders für wurzelnackte Ware, aber auch Containerpflanzen wachsen in diesen Zeiträumen besser an. Brombeeren werden bevorzugt im Frühjahr gepflanzt, Erdbeeren von Juli bis Anfang August als Grünpflanzen oder als Frigo-Pflanzen im späten Frühjahr (Mai, Juni).

Beerenobststräucher pflanzt man etwas tiefer, um die Neutriebbildung anzuregen. Dabei ist darauf zu achten, dass die Basisknospen am Wurzelhals für künftige Neutriebe nicht verletzt werden.

Alle Beerensträucher erhalten einen Pflanzschnitt, damit es zu kräftigem Neuaustrieb kommt. Nur bei der wuchsstärkeren Jostabeere sollte man auf den Pflanzschnitt verzichten.

Kein chemischer Pflanzenschutz

Der vorbeugende Pflanzenschutz spielt im Hausgarten eine entscheidende Rolle. Richtige Sortenwahl, geeignete Standortverhältnisse, eine den Nährstoffbedarf berücksichtigende Düngung, schonende Bodenpflege inklusive Mulchen und fachgerechter Schnitt beeinflussen die Widerstandskraft und ein ausgewogenes Wachstum von Beerenobst wesentlich.

Schädlinge wie Blattläuse treten zwar gelegentlich an Beerenobst auf, verursachen aber im Hausgarten kaum Einbußen. Außerdem trägt eine Vielzahl natürlicher Feinde und Gegenspieler dazu bei, Schaderreger auf ein tolerierbares Maß zu dezimieren. Die Ansiedlung und Entwicklung dieser natürlichen Helfer zu fördern ist eine wirksame Maßnahme.

Das probateste Mittel gegen Vogelfraß ist das Überspannen oder Einnetzen der Pflanzen mit gefärbten, starkfädigen Kunststoffnetzen mit 30 mm Maschenweite. Es ist zu beachten, die Netze nicht direkt am Boden zu befestigen, damit sich keine Igel darin verfangen können.

Farbige Kunststoffnetze, mit denen man die Beerenobststräucher komplett einhüllt, schützen am besten vor Fraßschäden durch Vögel. Foto: Landesverband

Spezielle Kulturhinweise

 Erdbeeren

Erdbeeren gehören zu den ertragreichsten Obstarten. Sie sind darüber hinaus das am frühesten reifende Obst im Jahr und können schon wenige Monate nach der Pflanzung das erste Mal geerntet werden. Die Früchte besitzen einen hohen gesundheitlichen Wert, da sie blutbildend, blutreinigend sowie verdauungsanregend wirken.

Pflanzung

Vor dem Pflanzen wird der Boden möglichst tief bearbeitet, was sich bei der auch in tieferen Schichten wurzelnden Erdbeere besonders günstig auswirkt. Wenn nötig, wird etwas Kompost eingearbeitet. Die Pflanzung sollte spätestens Anfang August durchgeführt sein, wenn man schon im Folgejahr eine gute Ernte erzielen will. Denn ein späterer Pflanztermin verringert die Bestockung an den Jungpflanzen und somit die Anlage der Blütenknospen. Selbst gezogene oder gekaufte Pflanzen mit großem Topfballen können auch noch bis Anfang September gepflanzt werden. Für ein zügiges An- und Weiterwachsen der Jungpflanzen im Hochsommer ist eine reichliche Wasserzufuhr erforderlich. Damit der Boden während der Kultur gut bearbeitet werden kann, die Früchte nach Niederschlägen rasch abtrocknen und eine bequeme Ernte möglich ist, sind 40–50 cm Reihenabstand und ca. 30 cm in der Reihe sinnvoll.

Erziehung und Pflege

Wachstumsförderung durch Laubrückschnitt und Düngung:

Durch die hohen Erträge erschöpfen sich die Pflanzen stark. Außerdem entstehen in alten Blättern Hemmstoffe, die sich negativ auf die künftige Blatt- und Fruchtgröße auswirken. Altes Laub ist zudem oft von Schaderregern befallen. Um die Bildung junger und gesunder Blätter zu fördern, schneidet man nach der Ernte, spätestens in der ersten Augustwoche das alte Laub „über dem Herz“ ab und entfernt es. Gleichzeitig wird der Boden zwischen den Reihen oberflächlich gelockert und Kompost flach eingearbeitet. Zur Förderung des Wachstums kann nach der Ernte eine Stickstoffdüngung erfolgen. Im Frühjahr hingegen wird auf eine N-Düngung verzichtet, um die Fäulnisanfälligkeit der Früchte nicht zu erhöhen.

Mulch 

Zum Schutz der Früchte vor Verschmutzung und Fäulnis hat sich das Mulchen mit Stroh bewährt. Es sollte erst kurz vor dem Absenken der Fruchtstände erfolgen, da so einerseits der gewünschte Schutz erzielt und anderseits durch die späte Ausbringung ein eventueller Schaden durch Spätfröste an den Blüten verringert wird: Unbedeckter Boden kann nämlich gespeicherte Wärme an Blüten abstrahlen, wohingegen Strohmulch warme Luft nicht aufsteigen lässt.

Ausläufer und Jungpflanzenvermehrung

Sich bildende Ausläufer sollte man stets abstechen oder abschneiden, um der Pflanze mehr Kraft für die Anlage künftiger Blütenknospen zu belassen, aber nicht abreißen. Wer beabsichtigt, aus Ausläufern Jungpflanzen zur Weitervermehrung und Anlage eines neuen Erdbeerbeetes zu gewinnen, muss viel Sorgfalt aufwenden. Weil ertragsschwache Pflanzen mehr und stärkere Ausläufer bilden, besteht die Gefahr, dass sie bevorzugt vermehrt werden. Um gezielt von ertragreichen Pflanzen Nachkommen zu erhalten, kennzeichnet man die reichblühendsten Mutterpflanzen mit Stäben. Nur von diesen Pflanzen sind Ende Juni Ausläufer abzunehmen und zur kräftigen Wurzelbildung auf ein Beet zu pikieren oder in Töpfe bzw. Blumenkästen zu pflanzen. Schon nach 3–4 Wochen können die kräftig entwickelten Jungpflanzen an ihren endgültigen Bestimmungsort gepflanzt werden.

 

Für eine gute Fruchtqualität gilt es, Ausläufer rechtzeitig zu entfernen.

Frigo-Pflanzen

Um Jungpflanzen zu bekommen, die schon im Jahr der Pflanzung Erträge ermöglichen, haben Erwerbsgärtner ein spezielles Vermehrungsverfahren entwickelt. Die im Sommer an den Mutterpflanzen erscheinenden Ausläufer verbleiben bis zum Spätherbst auf dem Vermehrungsbeet. Dadurch können sie noch reichlich Blütenknospen anlegen, die für den Ertrag im nächsten Jahr verantwortlich sind („A+“-Pflanzen). Ab November werden sie geerntet, von den Laubblättern befreit, gebündelt und in Kühlräumen bei –1 bis –2° C gelagert. Frigo-Pflanzen bestehen nur aus der Herzknospe und kräftigen Wurzeln. Nach Erhalt müssen sie umgehend ausgepflanzt werden. Um den Feuchtigkeitsverlust während Lagerung und Transport auszugleichen, legt man die Pflanzen einige Stunden vorher oder über Nacht ins Wasser. Die Pflanzung dieser wurzelnackten Ware erfolgt im Mai/Juni im Freiland oder im Februar/März in Balkonkästen bzw. 11-12er Töpfe, die am beheizten Wohnzimmerfenster aufgestellt werden. Je nach Topftermin und Zimmertemperatur ist zum Muttertag mit den ersten eigenen Erdbeeren zu rechnen.

Frigo-Pflanze, wurzelnackt

 

Von manchen Gartencentern werden im Frühjahr Frigo-Pflanzen auch schon getopft angeboten, was die Pflanzarbeit erleichtert, den Anwachserfolg erhöht und den notwendigen Pflegeaufwand verringert.

Erdbeer-Sorten

Eine Empfehlung bestimmter Sorten ist sehr schwierig, da die Erdbeere diejenige Obstart ist, die am intensivsten züchterisch bearbeitet wird, und deren Sortiment sich ständig verändert. Grundsätzlich besteht eine Einteilung der Sorten in Abhängigkeit vom Zeitpunkt ihrer Reife (sehr früh bis spät) und der Häufigkeit des Tragens (einmal, zweimal, über mehrere Monate). Folgende Sorten haben sich bewährt:

Früh reifende Sorten:

‘Clery’, ‘Honeoye’, ‘Darselect’: Sie können durch Vliesabdeckung ab März etwa 7–10  Tage früher reifen. Vlies zur Blüte tagsüber abnehmen, damit Bienen die Bestäubung sichern.

Mittlere Reifezeit:

‘Kent’, ‘Sonata’, ‘Polka’, ‘Korona’. Verzicht auf die anfälligen Sorten ‘Elsanta‘ und ‘Senga Sengana‘.

Zwei- bis dreimal tragend:

‘Selva’, ‘Ostara’, ‘Seascape’, ‘Mara des Bois’: erste Ernte im Juni/Juli und weitere von August bis Oktober.

Monatserdbeeren:

‘Rügen’, ‘Alexandria’: kleine, von Ende Mai bis September fruchtende, aromatische Sorten, die keine Ausläufer bilden.

Erdbeerwiese:

‘Spadeka’, ‘Florika’: Bilden schon im ersten Jahr so viele Ausläufer, so dass ein dichter, geschlossener Bestand heranwächst. Die Nutzungsdauer dieses „Bodendeckers“ kann im Gegensatz zu den „kurzlebigen“ Sorten und Anbauweisen 6 Jahre betragen. Vorteile: Gesunder Pflanzenbestand, kaum Unkraut, kein Mulchen nötig.

Erdbeerwiese der Sorte Florika – ein „naschbarer Bodendecker“

Pflanzenschutz

Erdbeeren können nach der Pflanzung einige Jahre stehen bleiben. Allerdings lässt bei mehrjährigem Anbau die Fruchtqualität stark nach und es treten zunehmend Ausfälle durch Bodenmüdigkeit und Krankheiten auf. Deshalb werden sie häufig nur ein- bis zweijährig kultiviert. Beete, auf denen Erdbeeren angebaut waren, sind zur Vermeidung von Krankheitsübertragungen mehrere Jahre nicht mehr mit Erdbeeren zu bepflanzen, sondern am besten in eine mehrgliedrige Fruchtfolge im Gemüsegarten zu integrieren.

Fruchtfäule

Schadbild:
Infektion geht oft von welkenden Blütenresten aus. Ausbreitung auf reifende Früchte, die einen weißen bis mausgrauen Pilzrasen zeigen und besonders bei feuchter Witterung faulen.

Vorbeugen/Bekämpfen:
Strohmulch zum Ende der Blüte, Abschneiden des alten Laubes nach der Ernte, zurückhaltende N-Düngung.

 

Erdbeerälchen

Schadbild:
Blätter sind gekräuselt und kleinflächig. Blatt- und Blütenstängel sind kurz und verdickt. Früchte bleiben klein.

Vorbeugen/Bekämpfen:
Befallene Pflanzen sofort beseitigen (nicht auf den Kompost!), keine Vermehrung durch Ausläufer von infiziertem Beet, gesundes Pflanzmaterial kaufen, geeigneten Fruchtwechsel (mit Gemüse) betreiben.

Weitere wichtige Krankheiten und Schädlinge

Weißfleckenkrankheit, Wurzel-/Rhizomfäule, Echter und Falscher Mehltau, Erdbeermilbe.
Die Kirschessigfliege tritt bei der Normalkultur meist nur an späten Sorten und überreifen Früchten auf. Bei mehrmals tragenden und Monatserdbeeren steigt jedoch die Gefahr eines Befalls. Dann sollten die Bestände jeden 2. Tag durchgepflückt werden.

Johannisbeeren

Johannisbeeren sind sowohl für den Frischgenuss als auch zur vielfältigen häuslichen Verwertung, z. B. zur Saft-, Gelee- und Marmeladenzubereitung, geeignet. Zum Tiefgefrieren werden die gut ausgereiften Beeren entrappt, d. h. von den Stielen befreit. Die Ertragsphase beginnt zwar schon im zweiten Jahr, aber mit Vollerträgen ist erst ab dem vierten Standjahr zu rechnen. Schwarze Johannisbeeren haben nach Hagebutten und Sanddorn den höchsten Vitamin-C-Gehalt.

Pflanzung

Die gebräuchlichste Methode ist die Pflanzung von Büschen in Reihen. Der Abstand in der Reihe beträgt bei Schwarzen Johannisbeeren 2 m, bei Roten 1,8 m und bei den schwächer wachsenden weißen Sorten 1,5 m. Als Reihenabstand sind 2–2,5 m zu wählen. Vor der Pflanzung werden schwache Triebe weggeschnitten und die verbleibenden 4–6 Triebe, die späteren Leit- oder Gerüstäste, auf ein Drittel oder die Hälfte eingekürzt.

Für Hochstämmchen mit ihrem hohen Schmuckwert sind geringere Pflanzabstände ausreichend. Man kann sie in Gemüse-, Kräuter- oder Erdbeerbeete setzen und somit – unter Berücksichtigung des höheren Nährstoffbedarfs – Ernten auf zwei Etagen erzielen. Hochstämmchen müssen aber in jedem Fall mit Stamm und Krone an einen Pfahl gebunden werden, um ein Abbrechen an der Veredlungsstelle zu vermeiden. Der Pflanzschnitt erfolgt ähnlich wie bei Büschen (siehe oben) nur, dass man 5–8 Triebe statt 4–6 als Leitäste zum Kronenaufbau verwendet. Ein Nachteil von Hochstämmchen ist ihre Kurzlebigkeit, da sie nicht aus nachwachsenden Bodentrieben verjüngt werden können.

Weitere Anbauweisen sind die 3-Ast-Hecke und eintriebige Spindel am Drahtgerüst. Die Vorteile dieser Verfahren liegen in der Erleichterung sämtlicher Pflegearbeiten und in einer hohen Fruchtqualität. Der Pflanzabstand beträgt bei der Hecke 0,75–1,0 m. Pro Pflanze belässt man drei Gerüstäste, die an die in einer Höhe von ca. 0,5, 1,0 und 1,5 m gespannten Drähte geheftet werden. Der Pflanzabstand der Spindel ist 0,5 m.

Erziehung und Pflege

Ein gut aufgebauter und gepflegter Johannisbeerbusch sollte je 2–3 ein-, zwei-, drei- und vierjährige Triebe aufweisen, so dass er insgesamt 8–12 Triebe besitzt. Nach dem Pflanzschnitt werden die Triebe nicht mehr eingekürzt. Lediglich bei sehr langem Wachstum werden diese leicht zurückgenommen bzw. auf Verzweigungen abgeleitet. Das Auslichten kann gleich nach der Ernte erfolgen. Hierbei werden ältere, dicke oder verkahlende Gerüstäste wie auch überzählige diesjährige Neutriebe über dem Boden abgeschnitten. Quer nach innen wachsende bzw. am Boden aufliegende Ruten sowie hängende Zweige werden ebenfalls herausgenommen.

Ziel der Hecken- und Spindelerziehung ist es, ausreichend viele einjährige Seitentriebe an den Gerüstästen zu bekommen. Im 2. Standjahr sind es pro Schenkel – je nach Wüchsigkeit – 2–4, möglichst flache Fruchttriebe, in der Hauptertragsphase 6–10. Alle überzähligen und abgetragenen Seitentriebe werden auf 2–3 cm lange Stummel zurückgeschnitten, aus denen sich das Fruchtholz für das Folgejahr entwickelt. Ab dem 3. Standjahr muss man mit dem Nachziehen neuer Gerüstäste anfangen, um überalterte Gerüstäste ab dem 4. –5. Jahr ersetzen zu können.

Auch Schwarze Johannisbeeren, die primär als Busch kultiviert werden, reagieren dankbar auf einen regelmäßigen, intensiven Schnitt, da sie am einjährigen Holz am besten tragen. Generell ist als Schnitttermin die Zeit direkt nach der Ernte zu empfehlen.

Johannisbeer-Sorten

Rote Johannisbeere

‘Jonkheer van Tets’: Wüchsige Frühsorte, reift gegen Ende Juni mit mittellangen, kurzstieligen Trauben, die aufgrund der frühen Blüte bei ungünstiger Witterung zum Verrieseln neigt. Die mittelgroßen, säuerlichen, feinaromatischen Beeren können in regenreichen Gebieten platzen.

‘Rotet’ und ‘Rolan’: Wüchsige, robuste, ertragreiche Sorten der mittleren Reifezeit. Große, säuerliche Beeren an langen, verrieselungsfesten Trauben mit langem Stiel.

‘Rovada’: Robuste, ertragreiche, geschmacklich hochwertige Sorte, die gegen Ende Juli reift und am Strauch auch länger hängen bleiben kann. Mittlerer bis starker Wuchs mit aufrechten, später überhängenden Trieben und langen, rieselfesten Trauben.

Schwarze Johannisbeere

‘Titania’: Robuste (v. a. gegen Mehltau, Gallmilben), wüchsige, ertragreiche Sorte mit günstigen Inhaltsstoffen, bestens für die Verarbeitung geeignet. Reifezeit ab Mitte Juli.

Ometa’: Widerstandsfähige, ertragreiche Sorte, gute Traubenqualität und Inhaltsstoffe, primär zur Verarbeitung. Reifezeit ab Mitte Juli.

‘Bona’, ‘Big Ben’, ‘KieRoyal’: Sehr große, mild schmeckende Beeren, somit neben der Verwertung auch als Tafelfrucht. Robust, schon ab Ende Juni reifend, deshalb weniger durch Kirschessigfliege gefährdet.

Weiße Johannisbeere

‘Weiße Versailler’: Standardsorte, mit Schwächen.

‘Blanka’: anfällig für Mehltau.

‘Vit Jätte’: bessere Fruchtqualität, robust und bereits ab Ende Juni reif. Jedoch nicht überall erhältlich.

Pflanzenschutz

Blattfallkrankheit

Schadbild: Blätter mit vielen kleinen braunen Flecken bedeckt, rollen sich nach oben ein und fallen schon vorzeitig ab.

Vorbeugen/Bekämpfen: Befallene Blätter beseitigen, Strauch durch Schnitt gut auslichten.

Johannisbeergallmilbe 

Schadbild: Kugelförmiges Anschwellen der Knospen (Gallen), die sich nicht öffnen, dann eintrocknen und abfallen. Eine Knospe kann mehrere Tausend Milben enthalten.

Bereits im Winter findet man dick angeschwollene Knospen, die gegen Winterende noch stärker anschwellen.

 

Vorbeugen/Bekämpfen: Befallene Knospen ab Februar herausbrechen und beseitigen oder ganze Triebe abschneiden und vernichten.

Weitere wichtige Krankheiten und Schädlinge

Rotpustelkrankheit, Mehltau, Säulenrost (Schwarze Johannisbeere), Blasen- und Triebläuse.

Stachelbeeren

Stachelbeeren ähneln in der Kultur und Verwertung den Johannisbeeren. Sie können schon ab Mitte Juni im noch grünen bzw. knapp reifen Zustand zum Einmachen oder als Kuchenbelag genutzt oder aber vollreif frisch vom Strauch gepflückt und gegessen werden. In der häuslichen Verwertung eignen sie sich zum Einkochen, Tiefgefrieren, zur Saftgewinnung sowie der Herstellung von Grüner Grütze, Smoothie und Fruchtwein.

Pflanzung

Der Pflanzabstand beträgt für Büsche 1,2–1,5 m, für Fuß- und Hochstämmchen 1,0–1,25 m, für 3-Ast-Hecken 0,75 m und für die Spindel 0,5 m. Der Pflanzschnitt ähnelt dem der Johannisbeeren: Büschen belässt man 4–6, Hochstämmchen 5–8 Triebe, die um ungefähr ein Drittel zurückgeschnitten werden (d. h. etwas weniger als Johannisbeeren), die übrigen Triebe werden entfernt.

Hochstämmchen müssen nach der Pflanzung an einen Pfahl gebunden werden. In der Zeit der Fruchtreife empfiehlt sich ein Stützgerüst, damit die stark fruchtenden Hauptäste nicht abbrechen und an der Veredlungsstelle ausreißen.

Der Anbau von Stachelbeeren als Hecke oder als Spindel am Drahtgerüst, der alle Pflegearbeiten an den Pflanzen erheblich erleichtert, erfolgt wie bei Johannisbeeren. Allerdings steigt die Gefahr durch Sonnenbrand an den Früchten.

Erziehung und Pflege

Auch Erziehung und Pflege sind ähnlich wie bei Johannisbeeren. Ein ausgewachsener Stachelbeerstrauch verfügt über 6–8 Gerüstäste. Überzählige, nach innen wachsende, zu dicht stehende und verkahlende Triebe werden vollständig herausgeschnitten. Da bei Stachelbeeren das einjährige Holz am ertragreichsten ist, empfiehlt es sich, jährlich den Leitastzuwachs etwas zurückzuschneiden, um die Bildung von Seitentrieben anzuregen. Diese wiederum werden ebenfalls leicht eingekürzt und somit die Entstehung von Fruchtholz begünstigt. Durch diese Maßnahmen nimmt zwar der Ertrag etwas ab, dafür die Fruchtqualität zu. Zur Verjüngung werden abgetragene Äste ungefähr alle 5 Jahre durch neue Bodentriebe oder Triebe, die basal aus alten Gerüstästen wachsen, ersetzt. Der günstigste Schnittzeitpunkt ist direkt nach der Ernte.

Bei der Hecken- und Spindelerziehung werden ebenso wie im Fall der Johannisbeeren zur Fruchtholzbildung die Seitentriebe auf Stummel geschnitten und die Gerüstäste alle 4 Jahre erneuert.

Stachelbeer-Sorten

‘Remarka’: Mittelstarker Wuchs. Große, unbehaarte, rote Frucht mit feinsäuerlichem Geschmack ab Mitte Juli. Hoher Ertrag. Widerstandsfähig gegen Mehltau.

‘Rokula’: Mittelstarker Wuchs. Zartschalige, mittelgroße, dunkelrote Frucht. Mittelfrüh reifend. Widerstandsfähig gegen Mehltau.

‘Invicta’: Kräftig bestachelte, wüchsige Sorte mit gelbgrünen, dünnschaligen, wohlschmeckenden, gegen Mitte Juli vollreifen Beeren. Gering anfällig für Mehltau und Blattfallkrankheit.

 

Pflanzenschutz

Amerikanischer Stachelbeermehltau

 

Früchte der Stachelbeere sind mit weißem Pilzgeflecht des Mehltaus überzogen

Schadbild: Junge Triebe sind gestaucht, verkrüppelt und anfangs mit filzig-grauem, später dunkelbraunem Pilzgeflecht überzogen. Ebenso Blätter und Früchte, wobei letztere verkümmern, braun und ungenießbar werden.

Vorbeugen/Bekämpfen: Vor Austrieb Rückschnitt befallener Triebspitzen, regelmäßiger Auslichtungsschnitt, Wahl gering anfälliger Sorten (als resistent bezeichnete Sorten haben sich bei hohem Befallsdruck auch als gering anfällig erwiesen).

Stachelbeerblattwespe 

Schadbild: Anfangs vom Strauchinneren her Loch-, später Kahlfraß durch schmetterlingsraupenähnliche, grüne Larven mit schwarzem Kopf und behaarten, schwarzen Warzen. Hauptauftreten ab Ende Mai/Anfang Juni.

Vorbeugen/Bekämpfen: Frühzeitiges und mehrmaliges Absammeln der Larven mit besonderer Kontrolle des Strauchinneren.

Weitere wichtige Krankheiten und Schädlinge

Blattfallkrankheit, Blattläuse.

 

Jostabeere

Die Jostabeere ging aus den Eltern Stachelbeere, Schwarze Johannisbeere und Ribes divaricatum (Sparrige Stachelbeere) hervor. Die stark wachsende Josta besitzt stachelloses Holz. Die meist 3–5 Beeren in kurzer Traube sind bei Vollreife dunkelviolett bis fast schwarz und, was die Größe betrifft, zwischen Schwarzer Johannisbeere und Stachelbeere angesiedelt. Die milden, feinaromatischen Früchte haben hohe Vitamin-C-Gehalte. Der starke Wuchs verleitet zu intensiveren Schnitteingriffen mit der Folge eines starken Triebwachstums zu Lastens des Ertrages. So sind viele Gartenbesitzer von der Jostabeere enttäuscht. Als Alternative gelten die großfruchtigen, ebenfalls mild-süßlichen Sorten der Schwarzen Johannisbeere. Die Ernteperiode zieht sich über mehrere Wochen hin, da die Beeren unterschiedlich ausreifen. Sie können frisch gegessen, aber auch zu Saft und Gelee verarbeitet oder eingefroren werden.

Pflanzung

Da Jostabeeren-Büsche sehr stark wachsen, ist ein Pflanzabstand von 2,5–3 m einzuhalten, um im ausgewachsenen Zustand ein gegenseitiges Beschatten zu vermeiden. Ein Pflanzschnitt der anfangs 3–4 Gerüstäste ist nicht notwendig, weil die Sträucher auf nahezu allen Gartenböden rasch anwachsen und sich gut entwickeln.

Erziehung und Pflege

Zur vollen Entwicklung eines Strauches gesteht man ihm ab dem zweiten Standjahr zwei weitere Leitäste zu, also insgesamt 5–6. Die Jostabeere trägt sowohl am einjährigen Holz als auch an mehrjährigen Fruchtspießen und verkahlt nicht so stark wie Schwarze Johannisbeeren. Deshalb ist ein regelmäßiges Einkürzen der Gerüstäste und der Seitentriebe nicht notwendig. Hingegen ist ein Entfernen zu dicht stehender Äste, überzähliger Seitentriebe und das Fruchtholz beschattender Zweige vorteilhaft. Ein Verjüngen der Sträucher durch Herausschneiden oder Ableiten alter Leitäste und Nachziehen kräftiger Bodentriebe ist erst nach 5–6 Jahren angebracht, alle sonstigen Jungtriebe sind bodennah abzuschneiden.

Jostabeeren-Sorten

‘Josta’: Stärkerer Wuchs als alle Johannis- und Stachelbeeren. Mittelfrühe Blüte (spätfrostgefährdet). Reife ab Ende Juni, ungleich und daher folgernd, aber lang am Strauch haltbar. Beeren mild säuerlich, fein aromatisch.

‘Jogranda’: Schwächer und breiter im Wuchs, Beeren süßlich mit dezentem Aroma.

‘Jostine’: Eher aufrechter Wuchs. Mildsäuerliche Beeren mit feinem Aroma.

Pflanzenschutz

Die Jostabeere verfügt über ganz hervorragende „Pflanzenschutzeigenschaften“: Sie ist sehr robust, auch bezüglich der bei ihren Eltern auftretenden Schaderregern wie Mehltau, Blattfall, Säulenrost und Gallmilben.

Himbeeren

Himbeeren sind ebenso wie Brombeeren sogenannte Halbsträucher, deren Triebe im zweiten Jahr, nachdem sie gefruchtet haben, absterben. Ausnahmen sind herbsttragende Sorten, die schon im ersten Jahr fruchten. Himbeeren bevorzugen einen sonnigen Standort, gedeihen aber auch noch im Halbschatten und benötigen für eine gute Entwicklung humosen, lockeren, leicht sauren Boden. Von großer Wichtigkeit ist eine ganzjährige Bodenabdeckung mit Mulchmaterial und eine ausreichende Wasserversorgung besonders während der Fruchtreife. Neben dem Frischgenuss und der Saftzubereitung sind sie außerdem hervorragend geeignet für die Herstellung von Fruchtaufstrichen, Gelee, Kompott, Kuchen, Eis und Spirituosen und zum Tiefgefrieren.

Pflanzung

Da Himbeeren nicht standfest sind, werden sie in Reihen am Drahtgerüst gezogen, wobei die Drähte in einer Höhe von 0,7, 1,2 und 1,7 m gespannt sind. Ein Gerüst mit Drahtdoppelreihen erspart in windgeschützten Lagen ein Anbinden der Ruten und verhindert deren Auseinanderfallen.

Für Himbeeren empfiehlt sich der Anbau an einem Drahtgerüst, z. B. ein an Pfählen befestigtes Knotengitter. Foto: Landesverband

 

Die Abstände zwischen den Reihen betragen 1,5 m, innerhalb 0,4–0,5 m. Zur Pflanzung im Herbst oder zeitigem Frühjahr kommen einjährige Ruten zum Zuge. Sie werden auf 20–40 cm zurückgeschnitten und so tief in den gut gelockerten, mit etwas organischem Material angereicherten Boden gesetzt, dass die Knospen am Wurzelhals bedeckt sind. Die aus ihnen austreibenden Ruten sind für die kommende Ernte verantwortlich. Im Mai können auch Jungpflanzen mit 10–20 cm Länge gepflanzt werden; sie werden nicht zurückgeschnitten.

 

Erziehung und Pflege

Ruten, die in diesem Jahr getragen haben, werden nach der Ernte direkt über dem Boden abgeschnitten. Das Gleiche geschieht mit schwachen, krummen, geschädigten/befallenen Neutrieben, so dass insgesamt nur 8–12 kräftige junge Ruten pro laufendem Meter stehen bleiben. Im Herbst können zu lange Ruten auf ca. 2 m eingekürzt werden. Dadurch erhöhen sich Standfestigkeit, künftige Fruchtgröße und -qualität.

Alle Ruten der Herbsthimbeeren werden jährlich nach der Ernte, spätestens im Februar bodennah abgeschnitten.

Himbeer-Sorten

Es wird empfohlen, nur meristemvermehrtes und wärmebehandeltes Pflanzgut zu kaufen, das garantiert virusfrei ist.

‘Meeker’: Sehr starker Wuchs. Bei fehlender Rutenkrankheit sicherer, hoher Ertrag. Von Anfang bis Ende Juli reifend. Ansprechendes Aroma, süß mit kräftiger Säure. Gering anfällig für Fruchtfäule.

‘Rubaca’: Mittelstarker Wuchs, guter Ertrag. Mittelspäte, mittelgroße Frucht mit feinem Aroma. Hohe Widerstandsfähigkeit gegen Wurzelfäule und meist auch Rutenkrankheit.

‘Glen Ample’: Mittellange, unbestachelte Ruten. Hoher Ertrag. Mittelspät reifend. Große, feste Frucht mit gutem Geschmack. Wenig anfällig für Rutenkrankheit.

‘Tulameen’: Geschmacklich beste, sehr große, mittelspäte Sommerhimbeere. Allerdings hohe Ausfälle durch Rutenkrankheit, ihr Abkömmling ‘TulaMagic’ etwas robuster.

‘Himbo Top’: Wüchsige, ertragreiche Herbstsorte ab Mitte August, mittelgroße, feste Frucht mit gutem Geschmack. Einjährig kultiviert: keine Rutenkrankheit. Kaum Wurzelfäule.

‘Autumn Bliss’:Robuste, bewährte mittelgroße, mittelfeste, geschmacklich ansprechende Herbstsorte mit mittellangen, standfesten, bewehrten Ruten. ‘Polka’ wird geschmacklich besser eingestuft.

Pflanzenschutz

Rutenkrankheit

Schadbild: An den letztjährigen, zur Ernte im Sommer anstehenden, aber auch bereits an den diesjährigen Ruten bilden sich ausgehend von den Blattachseln blau-violette Flecken. Frühzeitiger Blattfall. Im Spätsommer stirbt die Rinde ab und platzt auf. Ruten treiben im Frühling nicht mehr aus. Zur Ernte anstehende Früchte trocknen ein.

Rutenkrankheit: Blau-violette Flecken und absterbende Rinde

 

Vorbeugen/Bekämpfen: Ruten auslichten, abgetragene Ruten beseitigen (nicht auf Kompost), Verletzungen der Rinde vermeiden. Da die Krankheit oft nach der Miniertätigkeit der Larve der Himbeerrutengallmücke auftritt, lohnt sich eine Bekämpfung dieses Schädlings, indem man im Frühjahr die ersten Bodentriebe entfernt und somit der ersten Gallmücken-Generation die Möglichkeit zur Eiablage raubt. Des Weiteren hilft eine gleichmäßige Bodenfeuchte: sie sorgt für ein ausgewogenes Wachstum der Ruten ohne Wuchsschübe, bei denen sich Mikrorisse bilden können. Alternativ: Herbstsorten in einjähriger Kultur.

Weitere wichtige Krankheiten und Schädlinge

Wurzelfäule, Mehltau, Fruchtfäule, Kirschessigfliege (v. a. an Herbst- und späten Sommersorten).

Brombeeren

Im Hausgarten werden seit Einführung der stachellosen Sorten fast ausschließlich diese angebaut. Die Früchte werden erst gepflückt, wenn sie vollständig ausgereift sind, d. h. beim Pflücken ohne Reißen in die Hand fallen. Wegen der folgernden Reife der Beeren zieht sich die Ernte über 5–7 Wochen hin. Die Früchte weisen den höchsten Vitamin-A-Gehalt des gesamten Beerenobstes auf. Die Verwendungsmöglichkeiten sind ähnlich umfangreich und vielfältig wie die von Himbeeren.

Pflanzung

Da Brombeeren dankbar auf Sonne, Wärme und Windschutz reagieren, ist es vorteilhaft, als Standort geschützte Lagen, z. B. vollsonnige Wände zu wählen. Wegen nicht vorhandener Standfestigkeit der Brombeerruten erfolgt die Pflanzung an Spalieren oder Drahtgerüsten mit Etagen in 0,7, 1,2 und 1,7 m Höhe. Der Pflanzabstand beträgt bei rankenden, stachelbewehrten Sorten 3–4 m, bei stachellosen ca. 2–3 m und bei aufrechtwachsenden neueren Sorten, die V-förmig als Fächerspalier gezogen werden, 1–1,5 m. Der optimale Pflanzzeitpunkt ist im Gegensatz zu den meisten anderen Beerenobstarten das Frühjahr, um das Risiko von Winterausfällen zu vermeiden.

Erziehung und Pflege

Die aus den bei der Pflanzung mit ca. 5 cm Boden abgedeckten Knospen des Wurzelhalses kommenden Triebe werden fächerförmig am Gerüst verteilt und an die Drähte geheftet. Von enormer Bedeutung ist der Sommerschnitt: Die aus den Blattachseln wachsenden Seitentriebe (Geiztriebe) werden auf kurze Zapfen mit 1–2 Augen zurückgeschnitten. Dies ist im Laufe des Sommers mehrmals zu wiederholen, um einerseits die Bildung des berüchtigten Brombeergestrüpps zu vermeiden. Andererseits gehen aus den verbleibenden Knospen der eingekürzten Seitentriebe im nächsten Jahr üppige Blütenstände hervor, aus denen sich große, leicht zu pflückende Beeren entwickeln. Die abgetragenen Ruten werden ebenso wie erfrorene Triebe im zeitigen Frühjahr am Wurzelhals abgeschnitten und beseitigt, zu lange Ranken sind um ungefähr ein Drittel einzukürzen. Als Folge dieser Schnittmaßnahmen sollte jede Pflanze 4–5, maximal 6 Ruten besitzen. Bleiben zu viele Ruten stehen, bilden sich für das nächste Jahr zu wenige Neutriebe.

Brombeer-Sorten

‘Navaho’: Aufrecht wachsend, stachellos. Feste, große, fein-aromatische Frucht. Erntezeit: August und September.

‘Loch Ness’: Wüchsige, halb aufrecht wachsende, stachellose Sorte. Sehr hoher Ertrag. Große, feste, geschmackvolle fein-aromatische Frucht. Robust, außer mittlerer Anfälligkeit für Falschen Mehltau.

‘Asterina’: wegen guten Geschmacks und Aromas „Zuckerbrombeere“ genannt.

‘Loch Tay’: schon im Juli reifend, dadurch noch kein oder nur wenig Befall mit Kirschessigfliege.

Pflanzenschutz

Brombeermilbe

Schadbild: Milben ernähren sich anfangs von jungen Blättern und Blüten, später saugen sie an den heranwachsenden Früchten. Beeren werden grün-rot-schwarz gescheckt, hart und sauer.

Vorbeugen/Bekämpfen: Triebe nach Ernte zurückschneiden, keine trockenen Früchte hängen lassen. Notfalls ein Jahr ganz abschneiden, um den Übertrag von Alt- auf Neuruten zu unterbrechen.

Schäden durch die Brombeermilbe: Unterschiedlich gefärbte Fruchtbereiche

Weitere wichtige Krankheiten und Schädlinge

Kirschessigfliege; Brombeerrutenkrankheit (siehe Himbeerrutenkrankheit), Fruchtfäule, Gallmücke, Falscher Mehltau.

 

 

Herausgeber: Bayerischer Landesverband für Gartenbau und Landespflege e. V. • Postfach 15 03 09 • 80043 München • Telefon: 0 89/5 44 30 50 • in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Gartenakademie an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau. Bearbeitung und Fotos: Dipl.-Ing. (FH) Gartenbau Hubert Siegler. Sonstige Fotos: Autor in den Fotos vermerkt. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Bayerischen Landesverbandes für Gartenbau und Landespflege, München (2020)

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