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Biodiversität – Bausteine für einen naturnahen Garten
Biodiversität heißt: Vielfalt des Lebens. Je größer die Vielfalt, desto bereichernder ist der Garten für alle, die darin leben und gärtnern.

Biodiversität - Bausteine für einen naturnahen Garten

Gärten machen glücklich. Das Glück ist umso größer, wenn der Garten eine Vielfalt an Lebensräumen anbietet – Räume voller Leben, in denen Pflanzen, Tiere und leidenschaftlich gärtnernde Menschen neben- und miteinander verbunden sind. Genießen Sie es nicht auch, wenn Sie von Ihrem Lieblingsplatz aus dicken Hummeln dabei zuschauen, wie sie in zarte Blüten kriechen? Wenn aus der Obstbaumblüte feine Früchte werden? Wenn also die kleinen und kleinsten Mitbewohner der Gärten ihren Job tun und für das biologische Gleichgewicht sorgen? Dann legen Sie Ihren Garten doch naturnah an, es lohnt sich in jeder Hinsicht. Es ist nicht nur erfüllend, das pulsierende Leben im Garten zu beobachten, es ist schlicht lebensnotwendig, der heimischen Pflanzen- und Tierwelt eine möglichst große Bandbreite an Lebensräumen anzubieten. Naturnahe Gärten sind ein unverzichtbarer Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt, sie sind wichtige Bausteine der Biodiversität, also der biologischen Vielfalt, die unsere Lebensgrundlagen sichert. Dafür zählt jedes noch so kleine Gartenstück.

Naturnah bereichert

Was ist ein naturnaher Garten? Vom wilden Durcheinander, in dem ungezügelt viel Unkraut wächst, ist das Konzept weit entfernt. Vielmehr ist der naturnahe Garten ein Reich der Vielfalt und der Lebensräume für Pflanzen und Tiere, in dem wächst, was an den Standort, also an den Boden und das Klima angepasst ist. Je strukturreicher ein Garten und je größer das Angebot an verschiedenen Bereichen mit unterschiedlichen Standortbedingungen, desto größer ist auch die Artenvielfalt der heimischen Tierwelt. Denn die ist perfekt an dieses Pflanzenangebot angepasst, mehr noch: sie ist überlebensnotwendig darauf angewiesen. Vögel, Insekten, Schmetterlinge und andere Tiere brauchen diese unterschiedlichen Lebensräume, weil sie dort Nahrung, Nistplätze und Unterschlupf finden. Und wir? Wir brauchen genau diese Artenvielfalt, weil das Zusammenspiel der Lebensgemeinschaften unsere Nahrungs- und Lebensgrundlagen sichert.

 

 

Kinder lieben Garten

Bienen bestäuben unsere Obst- und Gemüsepflanzen, Florfliegen vertilgen Blattläuse, Vögel halten Schnecken in Schach. Wir profitieren also unmittelbar davon, wenn wir unsere Gärten zu Vielfalt-Lebensräumen machen. Und wo das wilde Leben tobt, da gibt es auch eine Menge zu erleben. Für Kinder sind Gärten, in denen Würmer, Insekten und Vögel ihren Platz haben, spannende Entdeckerräume. Kaum ein anderer Ort prägt Kinder mehr als der eigene Garten, der ganze Welten auf wenigen Quadratmetern bedeuten kann. Lauschen Sie mit Ihren Kindern dem Summen und Brummen in den blühenden Bäumen, beobachten Sie die Vögel, die im Garten nach Nistmaterial und nach Würmern suchen. Erkunden Sie gemeinsam, wie viel Leben in einer Handvoll Boden steckt. Und genießen Sie zusammen den Lauf der Jahreszeiten, die den Garten und seine Schätze fast wöchentlich verändern. All dies schafft Sinneseindrücke, die Kinder ein Leben lang begleiten und das Bewusstsein um die Kostbarkeit der Natur schärfen.

Entdeckerland Garten. Langeweile gibt es hier nicht.

 

Naturnah ist nicht ungepflegt – aber pflegeleichter

Zugegeben – ein naturnaher Garten wirkt auf den ersten Blick nicht unbedingt so aufgeräumt, wie eine klar strukturierte oder streng formale Anlage. Aber naturnah heißt auch nicht „ungepflegt“. Sorgfältig komponierte Gartenräume, klare Linien oder ausgeklügelte Farbkonzepte sind genauso möglich, nur vielfältig muss es sein. Also weniger Rasenflächen, dafür mehr Blumenwiese. Statt Versiegelung so wenig Beläge wie möglich, und die am besten wasserdurchlässig. Heimische Bäume und Sträucher statt kapriziöser Exoten und vor allen Dingen viele blühende und fruchtende Pflanzen und hier und da ein paar wilde Ecken. Sogar das Gartenhaus- oder Carportdach kann als Lebensraum begrünt werden. Ach ja – Mähroboter und Laubbläser bleiben draußen. Es entstehen wunderbare, belebte Gartenbilder mit der besonderen Zugabe an die Pflanzen- und Tierwelt. Was noch erleichternd dazu kommt: naturnahe Gärten sind ziemlich pflegeleicht. „Standortgerecht“ pflanzen ist der Schlüssel dazu, verwenden Sie also die Pflanzen, die sich mit den Ausgangsbedingungen in Ihrem Garten wohlfühlen. Es werden sich nicht nur schnell die entsprechenden Tierarten einfinden, die darauf angewiesen sind, sondern Sie werden auch weniger Aufwand damit treiben müssen. Und es erspart die chemische Keule, die ist im naturnahen Garten sowieso tabu und auch nicht notwendig.

Ob gerade, kurvig oder wildromantisch: Dem ganz persönlichen Gestaltungswillen steht ein naturnaher Garten nicht entgegen.

 

Wie kommt die Artenvielfalt in den Garten?

Am besten wird durchgeblüht. Und zwar so lange wie möglich im Jahreslauf. Einige Wildbienen sind auch bei kühlen Temperaturen, manche schon ab 4 °C zum Bestäuben unterwegs, Honigbienen starten bei 10–12 °C. Nicht nur für sie, sondern auch für viele andere Insekten (und für das Auge von uns Gärtnern) ist es wichtig, dass das Blütenangebot möglichst schon im ausgehenden Winter eröffnet ist und bis in den späten Herbst hinein anhält. Doch Nahrung ist das eine, Nistplätze und Unterschlupf das andere. Mit den folgenden Bausteinen schaffen Sie Lebens- und Überlebensräume für Pflanzen und Tiere und für Sie einen Garten der Vielfalt.

Das Blütenbuffet sollte so lange wie möglich geöffnet sein, am besten vom ausgehenden Winter bis lange in den Herbst hinein.

Gehölze, die großen Gerüste

Mit heimischen Gehölzen sind Sie auf bestem Kurs. Denn damit wissen Vögel und Insekten auch am meisten anzufangen. Pollen, Nektar, Früchte, Blätter, da ist für jeden etwas dabei. Und natürlich sind Bäume und Sträucher wichtige Nist- und Brutplätze für viele Vögel, Insekten und kleine Säugetiere. Attraktiv sind die Heimischen allemal, mit Blüten, Laubfarben und -färbungen und Wuchsformen lassen sich geschickt die Schwerpunkte so kombinieren, dass immer wieder andere Gehölze die Gartenszenerien prägen. Den Anfang machen nektarreiche Frühblüher wie Kornelkirsche, Weiden oder Wildpflaumen, danach übernehmen die Obstbäume mit Aprikosen, Kirschen, Zwetschgen, Äpfel und Birnen. Nachschub bieten dann Rosen, Wildobst und Ziergehölze.

Achten Sie bei blühenden Gehölzen und Rosen darauf, nur solche mit ungefüllten Blüten zu pflanzen. Denn gefüllte Blütenstände haben zwar viele Blütenblätter, dafür aber keine oder kaum Staubblätter, deshalb gibt es auch keinen Pollen. Auch kommen die Insekten in der Dichte der Blütenblätter kaum an den Nektar heran.

Wenn dann im Spätsommer und Herbst die Früchte an den Gehölzen reifen, bringt das neue Farbaspekte in den Garten und die Gäste werden zahlreicher. Vögel lieben Wildfrüchte, wie Holunder, Felsenbirnen, Sanddorn, Weißdorn, Heckenkirschen, Hagebutten und natürlich Vogelbeeren. Doch die Gehölze haben ja auch optisch einiges zu bieten. Kombinieren Sie zum Beispiel verschiedene Grüntöne von hell bis dunkel, das macht die Gehölzkulisse spannend. Oder wählen Sie gezielte Herbstfärbungen für ein Farbfeuerwerk im Garten. Reißen Sie nun aber nicht alle nichtheimischen Gehölze heraus. Flieder, Winterjasmin und viele andere gehören schon traditionell in unsere Gärten. Vielleicht kombinieren Sie ja bei Neupflanzungen die Heimischen mit dazu? Und lassen Sie alte Obstbäume stehen. Auch wenn sie nicht mehr viel tragen, sind sie dennoch ökologisch wertvoll.

Welche Gehölze für den naturnahen Garten?

Planen Sie ihre neuen Gehölze sorgfältig, denn sie bleiben ihnen ein Leben lang treu. Und sie werden größer. Es wäre schade, wenn ein ausgewachsenes Gehölz nach Jahren umgesägt wird, weil es zu groß geworden ist – gerade dann, wenn es seine volle ökologische Wirkung entfaltet hat. Hier eine kleine Auswahl: 

Weißdorn und Holunder sind im Vergleich zu Kirschlorbeer ökologisch unschlagbar.

Auswahl ökologisch wertvoller Gehölze

Name

Blütezeit

Höhe, m

Eigenschaft

Eingriffeliger Weißdorn

Crataegus monogyna

V–VI

2–6

Besonders wertvoll als Nahrung für Vögel, Insekten und Säugetiere.

Faulbaum

Rhamnus frangula

V–VI

2–4

Giftig, aber für Insekten ein wahrer Magnet wegen seiner langen Blütezeit, Zitronenfalter-Raupen ernähren sich von seinen Blättern, Vögel lieben die Früchte.

Gemeiner Schneeball

Viburnum opulus

V

3–5

Früchte sind giftig, aber für Vögel wertvolles Herbstfutter.

Gewöhnliche Felsenbirne

Amelanchier ovalis

IV–V

1–3 m

Orange Herbstfärbung, die schwarzen essbare Früchte werden von den Vögeln sehr geschätzt.

Haselnuss

Corylus avellana

II–III

5–7

Die frühe Blüte macht sie wertvoll für Insekten, über ihre Früchte freuen sich kleine Säugetiere.

Holunder

Sambucus nigra

V

3–7

Über 60 Vogelarten ernähren sich davon, auch für Bienen und Insekten wertvoll.

Kornelkirsche

Cornus mas

III–IV

3–5 m

Frühblüher, versorgt die ersten Insekten, die essbaren Früchte sind bei Vögeln beliebt.

Salweide

Salix caprea

III

5–8

Wichtiger Nektarspender nach dem Winter. Raupen und Käfer ernähren sich von den Blättern.

Sanddorn

Hippophae rhamnoides

IV–V

2–6

Orangefarbene Früchte mit hohem Vitamin C-Gehalt.

Traubenkirsche

Prunus padus

IV–V

6–10

Duftende Blüten und essbare schwarze Früchte.

Vogelbeere

Sorbus aucuparia

V

3–8

Vögel leeren die roten Früchte im Herbst gerne ab.

Vogelkirsche

Prunus avium

IV

15–20

Nahrung und Lebensraum für Bienen, Schmetterlinge und Vögel. Großer Baum. Auch die Kultursorten sind wertvoll.

Wildapfel

Malus sylvestris

V

6–10

Früchte sind bei Vögeln und kleinen Säugetieren beliebt. Die Kultursorten sind auch wertvoll.

Wildrose

Rosa spec.

V–VI

1–3

Über 100 Insekten leben von den Wildrosen. Hagebutten liefern den Vögeln bis in den Winter Nahrung.

Übrigens: Das Laub ist Dünger, der vom Himmel fällt. Verteilen Sie es im Herbst auf die Stauden- und Gemüsebeete, zwischen die Sträucher und unter der Hecke, denn es liefert wichtige Nährstoffe gratis und mühelos. Würmer, Käfer, sonstige Insekten und Mikroorganismen zerkleinern und zersetzen es, der Boden bleibt belebt, der Nährstoffkreislauf in Gang und die natürliche Bodenfruchtbarkeit erhalten. Außerdem trocknet die Erde nicht aus und die Pflanzen bleiben besser vor Frost geschützt.

Hecken, die auch noch schmecken

Hecken sind gut für Mensch und Tier, denn sie übernehmen gleich mehrere Aufgaben im Garten. Sie bieten Sicht- und Windschutz, bringen Rhythmus in die Fläche, schaffen ruhige Rahmen für Sitzplätze und setzen dem Blick die richtigen Grenzen. Das macht die Gartenszenerie gleich viel spannender. Wenn Sie genau hinschauen, steigt die Spannung noch, denn in der Hecke ist einiges los. Sie ist Nistplatz für Vögel, Insekten und Kleinsäuger und mit Blüten, Blättern und Früchten gleicht sie einer reich gefüllten Speisekammer, aus der sich die Tierwelt dankbar bedient. Hartriegel, Schwarzer Holunder, Berberitze, Haselnuss, Pfaffenhütchen, Wolliger und Gewöhnlicher Schneeball, Kreuzdorn, Heckenkirsche, Kornelkirsche, Wildrose und viele mehr sind ideale Nahrungslieferanten. Wer ein sowohl gestalterisches als auch ökologisches i-Tüpfchen setzen möchte, unterpflanzt die Hecke noch mit Zwiebelblumen, Walderdbeeren, Storchschnabel, Beinwell oder anderen Stauden, die an diesen Standort angepasst sind.

Je dorniger die Hecke, desto beliebter ist sie bei Vögeln, denn das macht sie zum sicheren Nist- und Schlafplatz.


Die größte Vielfalt stellt sich in freiwachsenden Hecken aus heimischen Gehölzen ein. Wenig Pflege brauchen sie auch. Dafür aber viel Platz, rund 3 Meter Breite sollten es schon sein, damit sich die Gehölze auch richtig entwickeln. Lassen Sie je nach Größe der Gehölze um die 1–1,50 Meter Platz zwischen den einzelnen Pflanzen in der Reihe. Kombinieren Sie Gehölze, die zu unterschiedlichen Zeiten blühen und fruchten, das macht es einerseits gestalterisch schön und lockt andererseits immer wieder neue tierische Gäste an. Schlehen sind zum Beispiel für über 100 Raupenarten wertvoll, vom Weißdorn ernähren sich über 30 Vogelarten. Wenn Sie schnell genug sind, können Sie die wertvollen Früchte auch mit der Tierwelt teilen. Schwarzer Holunder, Sanddorn, Haselnuss, Felsenbirne, Kornelkirsche oder Hagebutte lassen sich ja auch in der Küche verwenden.

Wenn der Platz für die „wilde“ Hecke nicht ausreicht, dann sind Schnitthecken trotzdem eine gute Wahl, auch wenn sie durch den regelmäßigen Schnitt kaum blühen und fruchten. Verwenden Sie heimische Gehölze, wie zum Beispiel Kornelkirsche, Liguster oder Feldahorn und vergessen Sie nicht, dass die Hecken nicht während der Brutzeit geschnitten werden sollen.


Mit Stauden wird es nie zu bunt

Mit Stauden malen wir die schönsten Bilder in den Garten. Blütenfarbe, Blattstrukturen, Höhenstaffelungen, all das eröffnet schier grenzenlose Gestaltungsmöglichkeiten. Im Naturgarten kommen noch neue Aspekte dazu: Je größer das Blütenangebot schon im zeitigen Frühjahr, desto besser für die Bestäuber, die schon bei kühlen Temperaturen unterwegs sind. Auch im Herbst sollte es im Garten so lange wie möglich blühen, damit die Insekten mit Nektar versorgt sind. Noch besser wird es, wenn Sie bei der Auswahl auf pollen- und nektarreiche Stauden achten. Bienen, Hummeln und Schmetterlinge fliegen zum Beispiel auf Asten, Färberkamille, Purpur-Kratzdisteln, Kugeldisteln, Ochsenauge, Schafgarbe, Sonnenhut, Skabiosen, Wiesensalbei oder Thymian. Auch Beinwell, Eisenkraut, Knautien, Lein, Königskerze, Wilder Majoran und viele andere sind wahre Insektenmagneten. Achten Sie bei der Auswahl darauf, nur ungefüllte Blütenformen zu verwenden, damit die Insekten die Staubgefäße und den Blütenboden auch wirklich erreichen. Doch sollte man jetzt alle anderen Stauden- und Rosenlieblinge aus dem Garten verbannen? Aber nein, kombinieren Sie Ihre Schätze doch einfach mit Wildstauden. Aber Vorsicht: Die nährstoffhungrigen Rosenmajestäten und Beetstaudenschönheiten vertragen nur einen Hofstaat, der ähnliche Ansprüche hat. Viele Wildstauden brauchen aber eher nährstoffärmere Standorte. Denken Sie daran, auch Zwiebelblumen wie Krokus, Schneeglöckchen, Blaustern usw. dazwischen zu pflanzen, um das Blütenbuffet so früh wie möglich zu öffnen.

Stauden sind die langlebigen Blühgaranten im Garten.

Lassen Sie die Samen- und Fruchtstände der Stauden und Wiesen im Herbst stehen. Viele Insekten und die Puppen, Eier und Raupen von Schmetterlingen überwintern darin.

 Duft im Dunkel

Noch ein Tipp für alle Nachtschwärmer, die den Garten im Abendduft genießen möchten: Wer etwas für Fledermäuse tun möchte, holt sich nachtblühende, nektarreiche Blütenpflanzen in den Garten. Ihr intensiver Duft lockt Nachtfalter und andere Insekten, die im Dunklen unterwegs sind, an. Und die wiederum braucht die Fledermaus, die sich nachts auf Beutefang macht. Machen Sie also gemeinsame Sache mit den Fledermäusen und pflanzen Sie Duft-Geißblatt, Duft-Nachtkerze, Abend-Levkoje, Zier-Tabak, Leimkraut, Seifenkraut oder Zitronen-Taglilie an Ihren Lieblingssitzplatz.

Abendlicher Lieblingsplatz dank duftender Nachtkerze.

 

Aussäen, fertig, blüh!

Ganz so einfach ist es nicht. Viel schwerer aber auch nicht. Wenn Sie offene Flächen im Garten zu Blühinseln oder -meeren machen oder auch mal fix die Lücken im Staudenbeet schließen möchten, sind Sie mit insektenfreundlichen Sommerblumen zum Aussäen gut bedient.

Greifen Sie zu Mischungen mit regionalem Saatgut, denn die sind von größtmöglichem Nutzen für die heimische Insektenwelt.

Klassische, wie Ringelblume, Schlafmützchen, Lein oder Kapuzinerkresse eignen sich immer. Für eine größere Blühfläche greifen Sie zu ein- oder mehrjährigen Mischungen, die mit heimischen Wildblumen bestückt sind. Die sind so zusammengestellt, dass die Insektenwelt bestmöglich bedient wird.


Einen Blühstreifen im Beet anlegen:

Wählen Sie einen vollsonnigen Platz im Garten mit lehmig bis sandigem Boden, lockern Sie die Erde etwas auf, entfernen Sie Unkraut und Steine und rechen Sie alles glatt. Streuen Sie das Saatgut locker darauf aus und drücken Sie es etwas fest. Das geht ganz gut mit einer Walze oder einem Brett. Wundern Sie sich nicht über die geringe Samenmenge, die Sie brauchen, zum leichteren Verteilen können Sie die Körner auch mit etwas Sand vermischen. Die nächsten 4 bis 6 Wochen muss die Fläche feucht gehalten werden, damit die Samen keimen.
 

Blumenwiese statt Dauermähen:

Sie finden grünen Rasen einfach langweilig? Die Insektenwelt wird Ihnen zustimmen. Wenn Sie darüber nachdenken, den ewig durstigen Rasen zum Blütenmeer umzugestalten, gibt es zwei gewichtige Argumente dafür: Die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren ist in der Blumenwiese deutlich höher. Der Pflegeaufwand, den Sie leisten müssen, dagegen deutlich geringer. Kein Wässern, kein Düngen und das Mähen beschränkt sich auf höchstens zweimal im Jahr. Das Naturerlebnis und die Augenweide gibt es gratis dazu, wenn es summt und schwirrt und blüht und duftet.

Es gibt verschiedene Methoden, den Rasen in Blühflächen umzuwandeln:

  • Einfach nicht mehr mähen und nicht mehr düngen. Dafür schauen, was sich von selbst entwickelt. Sie werden staunen.
  • Lücken im Rasen einsäen. Das schafft kleine Blühinseln.
  • Größere Flächen in der Rasenfläche öffnen und einsäen. Mehr Aufwand, aber auch mehr Gewinn für die Vielfalt.
  • Die gesamte Fläche neu als Blumenwiese anlegen. Das sorgt für den größtmöglichen Nutzen für die Artenvielfalt.

Vor dem Ansäen muss die gesamte Rasenfläche mit Wurzeln abgetragen, der Boden gelockert und je nach Beschaffenheit mit Sand abgemagert und aufgefüllt werden. Das erfordert Sorgfalt, Fachwissen und Geduld, aber der Lohn ist groß: Die Wiese verändert ihr Gesicht von Monat zu Monat und von Jahr zu Jahr.

Mähen Sie nicht die ganze Fläche der Blumenwiese auf einmal, sondern immer in Abschnitten. So können die Tiere immer noch in Deckung gehen. Bei einmaligem Mähen ist der beste Zeitpunkt ab Juli/August, bei zweimaligem Mähen Ende Juni/Juli und Ende August/September.

 

Der Balkon summt

Jeder Quadratmeter zählt. Auch auf dem Balkon, denn Insekten zieht es dorthin, wo es blüht, besonders, wenn im Umfeld andere Gärten sind. Nur schade, wenn sie enttäuscht werden, weil Geranien und viele andere Balkonblumen kaum Nektar und Pollen anbieten. Doch es gibt viele attraktive Sommerblumen und Wildstauden, mit denen Sie Insekten anlocken können. Vanilleblume, Löwenmäulchen, Vergissmeinnicht, Goldlack, Prachtkerze (Gaura bzw. Oenothera), ungefüllt blühende Dahlien oder Steinkraut sind klassische Balkonblumen mit Mehrwert. Auch Kräuter eignen sich perfekt – sowohl für Sie als auch für die Insekten: Von Thymian, Salbei, Oregano, Ysop, Bohnenkraut, Weinraute und Lavendel haben alle etwas. In größere Töpfe können Sie auch einjährige Wildblumenmischungen aussäen. Ganz unkompliziert im Blumentopf und ungemein attraktiv sind auch Wildstauden wie Sonnenhut, Mädchenauge, Kokardenblume, Sonnenbraut, Akelei und viele mehr. Sie und die meisten Kräuter sind ziemlich genügsam und kommen mit wenig Dünger, wenig Wasser und einem durchlässigen Substrat bestens zurecht. Außerdem überstehen sie den Winter warm in ihre Töpfe eingepackt auch draußen.

 

Fächerblume und Vanilleblume im Kasten – das mögen auch Insekten.

 

Tipp: Greifen Sie für Ihre Balkonkästen und -kübel zu torffreier Erde und betreiben Sie damit aktiven Moorschutz. Denn Torf gehört ins Moor, nicht auf den Balkon oder in den Garten.

Mit Gemüse und Kräutern werden Balkon und Terrasse zum Insektenparadies.

 

Der Nutzgarten nützt der Vielfalt

Die Biologische Vielfalt spielt auch im Nutzgarten eine große Rolle. Das fängt schon bei der Sortenwahl an, denn robuste Gemüse- und Obstarten sind wenig krankheitsanfällig und brauchen keinen Pflanzenschutz. Halten Sie auch immer wieder Ausschau nach lokalen Sorten. Sie sind meist optimal an den jeweiligen Standort angepasst und haben sich dort mit gesundem Wachstum und Ertrag bewährt. Zudem sind sie samenfest, lassen sich also vermehren. Es gibt zwar viele Vorteile, züchterisch weiterentwickeltes Saatgut zu verwenden, doch zur Förderung der Biodiversität gehört auch, mit der Vielfalt regionaler, altbewährter, gesunder und samenfester Gemüsesorten einen wichtigen Genpool zu erhalten.

Mit schönen Sommerblumen können Sie außerdem Freunde und Feinde gegeneinander ausspielen. Säen Sie zum Umrahmen oder zwischen die Beete Ringelblumen, Astern, Cosmea, Dill, Fenchel und andere einjährige Blüher. Schwebfliegen, Schlupfwespen und Florfliegen kommen dort gerne vorbei um Pollen und Nektar zu tanken – und Blattläuse. So vertilgt etwa jede Florfliegenlarve rund 450 Läuse. Lassen Sie auch ruhig ein paar Kräuter blühen, selbst wenn der beste Erntezeitpunkt vor der Blüte liegt. Minze, Borretsch, Liebstöckel oder auch Schnittlauch werden dann gerne von Bienen und ihren Verwandten besucht.

Vielfalt spielt sich aber nicht nur auf dem Beet, sondern auch im Boden ab. Dort tun Regenwürmer, Asseln, Pilze und Bakterien wertvolle Dienste und zersetzen die organischen Substanzen. Das setzt Nährstoffe für die Pflanzen frei. Breiten Sie deshalb Erntereste und Schnittgut als Mulchmaterial auf die Beete auf, wo viele Nährstoffe gebraucht werden. Das fördert das Bodenleben, hält außerdem die Feuchtigkeit im Boden und sorgt für gleichmäßige Temperaturen. Alles, was sonst noch an organischem Material im Garten anfällt, kommt zerkleinert auf den Kompost und wird zu wertvollem Dünger. So schließt sich der Kreislauf im Garten.

Von einem vielfältigen Umfeld profitiert auch das Gemüse.

 

Unkraut entspannt

Giersch ist mehr als lästig und ja, man kann ihn essen. Aber wer ihn flächendeckend in den Beeten hat, dem wird der Appetit irgendwann vergehen, auch wenn Giersch viermal so viel Vitamin C enthält wie Zitronen. Insekten wissen ihn aber wegen seines Nektars zu schätzen und Falter nutzen ihn als Raupenfutter. Ein entspannter Umgang mit Unkraut tut der Insektenvielfalt im Garten also insgesamt ziemlich gut. Von der Brennnessel sind zum Beispiel einige heimische Schmetterlingsarten abhängig, darunter der Kleine Fuchs, Admiral, Tagpfauenauge und Landkärtchen. Die Brennnessel ist ihnen eine Futterpflanze, sie legen ihre Eier darauf ab und die geschlüpften Raupen ernähren sich von den Blättern.

Betrachten Sie auch Löwenzahn oder Klee mit Insektenaugen. Dann wird Unkraut zu einer prallen Nektarquelle für Bienen, Hummeln und viele andere. Und auch wenn sich Disteln stachlig und nicht gerade zugänglich zeigen, sind sie bei Schmetterlingen als Ablageplatz für ihre Eier und als Futter für die Raupen geschätzt. Lassen Sie also ein paar Ecken im Garten einfach stehen und freunden Sie sich mit den Un- und Wildkräutern an. Die meisten davon sind sogar richtig gesund.

 

Einfach mal loslassen. Wenn sich manche Ecken verselbständigt haben, machen Sie doch eine Inszenierung daraus!

 

Mit Kletterpflanzen lebt die Wand

Kletterpflanzen sind die zierenden Girlanden am Haus. Sie unterstreichen die Fassade und setzen markante gestalterische Akzente. Welches die richtige Kletterpflanze für das Gebäude ist, hängt von der Farbe, der Proportion und dem Baukörper ab. Ranker, Schlinger und Spalierobst brauchen montierte Aufstiegshilfen, Selbstklimmer halten sich mit eigenen Haftorganen an der Hauswand fest. Kletterpflanzen sind aber auch als Lebensraum wertvoll. In den dichten Trieben nisten viele Vögel und sie finden dort mit Insekten und Früchten eine gute Nahrungsquelle.

Der Star unter den Kletterpflanzen ist die Rose. Offene, ungefüllte Kletterrosensorten, die auch noch Hagebutten bilden, sorgen für fantastische Gartenbilder und bieten Pollen, Nektar, Früchte und Brutplätze. Auch Clematis, Hopfen, Spalierobstbäume oder das betörend nachtduftende Geißblatt sind attraktive Hausbegrüner mit Mehrwert für die Tierwelt. Sie alle brauchen ein entsprechendes Rankgerüst. Ganz ohne Hilfe kommen Wilder Wein und Efeu nach oben. Doch Vorsicht: Sie dürfen sich nur an völlig intakten Fassaden oder Mauerwänden ausbreiten. Gerade Efeu steht bei Bienen, Wespen, Fliegen und Marienkäfern wegen seiner späten Blüte im August hoch im Kurs. Lange bis in den Winter hinein bedienen sich Amseln, Drosseln, Rotkehlchen oder Gartengrasmücke dann an den schwarzen kugeligen Früchten.

 

 

Trockenmauern – eine heiße Liebe

Wo es Höhen zu überwinden und Hänge zu sichern gilt, muss oft eine Mauer her. Damit werden sie zu einem wichtigen Gestaltungselement. Mit einer Trockenmauer entsteht gleich noch ein Lebensraum für tierische und pflanzliche Vielfalt. Denn in sonniger, südexponierter Lage sind sie heiß begehrt bei Wildbienen, Hummeln, Eidechsen und anderen wärmeliebenden Tieren.

Trockenmauern sind ohne Mörtel – also trocken – aufgesetzt. Dabei werden Bruchsteine (am besten aus der Umgebung) mit einer möglichst ebenen Oberfläche versetzt aufeinandergeschichtet. In kleinen Fugen, die nur mit Steinen verkeilt sind, bleiben Hohlräume und Nischen, die ideale Verstecke und Nistplätze für Eidechsen und andere kleine Tiere anbieten. Die Bepflanzung berücksichtigen Sie am besten schon beim Bau der Mauer: Hauswurz, Mauerpfeffer, Grasnelke, Sand-Thymian, Seifenkraut, Zimbelkraut, Kriechendes Fingerkraut, Echter Dost oder Mauerfarne sind typische Vertreter, die sich in den Fugen und im Umfeld der Mauer wohlfühlen. Insekten und Kleintiere werden dann ganz schnell auch einziehen und sich auf den warmen Steinen sonnen.

Fugen und Hohlräume sind ideale Nistplätze. Besonders wenn die Mauer als lockere Steinschüttung ausläuft.


 
Auf guten Wegen

Gartenwege sind mehr als nur eine schnelle Verbindung von einem Beet zum anderen. Sie sind wie Linien, die den Garten Stück für Stück erschließen, und sie tun das im besten Fall so unauffällig wie möglich. Denn mit der Farbe, dem Format und der Oberfläche des Belagmaterials ist ein Weg Teil der Gartengestaltung. Damit sie sich nicht zu sehr in den Vordergrund drängen, sollten Wege nur dort angelegt werden, wo sie auch wirklich unverzichtbar sind. Was noch wichtiger ist: Je weniger Flächen befestigt werden, desto besser für die biologische Vielfalt. Gartenwege haben meist keine schweren Lasten zu tragen, einfache Bauweisen reichen oft aus.

 

In breiten, offenen Fugen kann Wasser versickern. Ohne Zutun stellen sich blühende Gäste ein.  Oft reicht auch ein Grasweg.

Pflaster, das mit offenen Fugen verlegt ist, können Sie zum Beispiel mit trittfesten Bodendeckern, wie Kriechthymian begrünen. Sie werden sehen: Die Fuge lebt. Schon bald siedeln sich auf wenig benutzten Wegen weitere Pflanzen an. Lassen Sie es wachsen, die Insektenwelt freut sich. Ideal sind auch wasserdurchlässige Beläge und wassergebundene Wegedecken. In vielen Gartenteilen reichen auch Trittsteine aus, um Flächen zu erschließen. Auch natürliches Material, wie Holzhäcksel, Kies oder Ziegelsplitt sind klassische Materialien für Gartenwege. Wo es ganz ursprünglich und dennoch elegant sein darf, sind gemähte Graswege die einfachste Form, größere Wiesenflächen im Garten zu durchschreiten. Wichtig ist in jedem Fall, dass Regenwasser im Boden versickern kann, denn das ist gut für die Grundwasserneubildung.

 

Wo Tiere schöner wohnen

Das beste Insektenhotel ist ein naturnaher Garten. Gestalten Sie deshalb nicht nur für sich selbst ein paar schöne lauschige Ecken im Garten, sondern bieten Sie auch den tierischen Gartenhelfern attraktive Nist-, Versteck- und Überwinterungsquartiere an und integrieren Sie die in ihr Gestaltungskonzept:

Totholz: Ist zum Beispiel mehr als lebendig. Warum also nicht einen Baumstamm oder größere Äste an einem sonnigen Platz so im Garten arrangieren, dass daraus gleich ein Gestaltungselement wird? Schnell werden Schlupfwespen, Ohrwürmer, Marienkäfer, Laufkäfer und Spinnen einziehen. Erdkröten, Eidechsen und Igel finden dort Unterschlupf und kleinere Vögel, wie der Zaunkönig oder das Rotkehlchen nisten gerne darin.

 

Natursteine: So eine Steinschüttung in sonniger Lage kann Gartenbereiche voneinander abtrennen und gleichzeitig Sonneninsel, Versteck und Winterquartier für Eidechsen und viele andere Kleintiere sein. Planen Sie am besten gleich einen Sitzplatz in der Nähe ein, denn es wird viel zu beobachten geben.

Nistkästen: im naturnahen Garten ist Belegung garantiert. Denken Sie daran, dass die verschiedenen Vogelarten unterschiedliche Nistkästen brauchen. Hängen Sie die Kästen in 2 bis 3 Meter Höhe möglichst katzensicher auf. Eine Ausrichtung nach Osten bis Südosten ist ideal. Verwenden Sie zum Befestigen an Bäumen rostfreie Alunägel und bürsten Sie die Kästen nach jeder Brutsaison gründlich aus.

Sand: Sie haben sandige Ecken im Garten? Verzweifeln Sie nicht, lassen Sie bewusst Sandflächen im Garten offen liegen. Wildbienen nisten hier besonders gerne.

Wasser: Gartenteiche sind ideal. Für den Balkon oder kleinen Garten reicht auch weniger. Bieten Sie Insekten und Vögeln Wasserflächen an, gerade an heißen Tagen brauchen auch sie mehr Flüssigkeit. Saubere Untersetzer, Teller und Schalen mit flachem Rand, am besten mit rauem Untergrund eignen sich gut. Wer Platz hat, baut einen Mini-Teich in Wannen und Trögen. Die lassen sich mit Steinen in verschiedenen Höhenstufen anlegen und mit Wasserpflanzen bestücken. Sie werden Ihre Freude beim Beobachten der Badegäste haben.

Totholz, Ziegelsteinhaufen, Nistkästen, Vogeltränke, Ohrwurmhotels und ein belebtes Holzschuppendach – für die biologische Vielfalt sind sie alle kleine, aber überaus wertvolle Bausteine im Garten.

Naturnahe Gärten sind das pralle Leben

Warum Sie Ihren Garten naturnah anlegen sollten? Weil jede noch so kleine Fläche dazu beiträgt, die biologische Vielfalt von Pflanzen und Tieren zu erhalten und Gärten ein dichtes Netz an Lebensräumen knüpfen können. Weil wir damit das Bewusstsein für die Vielfalt auch bei Kindern wecken können. Und weil naturnahe Gärten ein Genuss für die Sinne sind und alle Gestaltungsformen zulassen, die zu einer guten und lebendigen Gartenkultur gehören. Wunderschön sind sie außerdem. Genießen Sie die Vielfalt.

Setzen Sie Blüten keine Grenzen. Sie sind wesentliche Bausteine der Biodiversität, unsere Gärten können nicht genug davon bekommen.

 


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